Der Verkehr aus einer anderen Perspektive
Das Thema Verkehr bewegt uns im Quartier immer wieder und wird häufig auch sehr kontrovers diskutiert. Zur Auflockerung offerieren wir daher einmal einen Blick aus der ungewohnten Perspektive eines Inselpfostens:
«Guten Tag, ich bin ein Inselpfosten, umgangssprachlich auch Biene genannt. Mit meinem gelb-schwarzen Farben bin ich eigentlich kaum zu übersehen. Mein Zuhause ist die Weltistrasse, ganz in der Nähe der Kreuzung Weltistrasse-Gönhardweg. Von hier aus kann ich fast jeden Tag sehr spannende Verkehrssituation beobachten.
Täglich fahren zahlreiche Schülerinnen und Schüler an mir vorbei, mit Kickboard, Fahrrad und anderen Gefährten mit Rädern und Rollen. Für die Autofahrer sind vor allem die Kickboards nicht immer einfach zu sehen, wenn sie überraschend hinter der Hecke hervorgeschossen kommen.
Oft bin ich leider ganz nahe am Geschehen, manchmal sogar mittendrin. Voller Angst sehe ich dann Autos auf mich zurollen, höre es quietschen und sehe, wie sich die Gesichter der Autofahrer verdunkeln, wenn ich ihnen im Weg stehe. Nicht immer bleibt es beim Quietschen. Der Klügere gibt nach, denke ich, und lege mich flach auf den Boden. Dann folgt der kurze Kontrollblick des Fahrers. Hat es jemand gesehen? Nein? Einfach wiederaufrichten und schnell wegfahren.
Wenn ich schlafe, werden mir auch ab und zu die Schrauben, die mir Stand geben, entfernt oder gelöst. An ein Ereignis erinnere ich mich noch sehr gut. Eines nachts wurde ich durch Schütteln und Rütteln aus dem Schlaf gerissen. Oje, ich wurde offenbar weggetragen. Als ich die Augen öffnete, befand ich mich mitten auf dem Fussgängerstreifen der Weltistrasse. Auch wenn ich ungewollt den Fussgängerstreifen blockierte und den Anwohnern eine ruhige Nacht bescherte, solche Streiche gehören sich wirklich nicht! Denn das «Wieder-Angeschraubt-Werden» ist fast so schlimm wie der Besuch beim Zahnarzt, auch wenn die Werkhofmitarbeiter ganz sorgfältig sind.»
Für mich bleibt als Fazit vor allem eines: Egal, wie man zum Verkehr und der Kritik dazu im Quartier steht, was wir vor allem brauchen, ist gegenseitige Rücksichtnahme. Nicht alle sind gleich stark. In unserem Quartier hat es hat viele Kinder auf dem Weg zur Schule, für welche die Verkehrssituation nicht immer einfach einzuschätzen ist. Gehen wir alle also mit gutem Beispiel voran, egal ob wir zu Fuss, mit Auto oder Velo unterwegs sind.
Herzlich, Simon Hauri
Vorstandsmitglied Quartierverein Gönhard
Illustration von Lorena Cipriano, Praktikantin Büro a+o