Die Buntbarsche vom Tanganjikasee
In manch einem Haus verstecken sich ungeahnte Tiere. In diesem Fall sind es um die 100 Buntbarsche, 6 verschiedene Sorten, die bei Cihan im Keller zu Hause sind.
Cihans Interesse für Fische wurde bereits mit 10 Jahren geweckt. Er arbeitete in seinem Heimatland, der Türkei, jeweils während der 3-monatigen Sommerferien in einem Aquaristikhandel. Als Aquarianer eingestiegen ist er mit einer der beliebtesten und unkompliziertesten Fischarten – den Guppys. Bald brauchte er eine grössere Herausforderung und spezialisierte sich auf die Haltung von Buntbarschen aus dem afrikanischen Tanganjikasee. Cihan vertiefte sich in das Wissen über diese Raritäten. Dies ist zwingend nötig, denn nicht alle Untergruppen der Buntbarsche verstehen sich und können daher nicht im selben Becken gehalten werden. Zudem unterscheiden sich die Vorlieben für das Futter. Nicht alle Sorten brauchen gleich viel Proteine.
Faszinierend findet Cihan besonders die Vielfalt und das Verhalten der Buntbarsche aus dem Tanganjikasee. Das interessante Verhalten durfte ich mit eigenen Augen beobachten: die Eltern von frisch geschlüpften Fischen weichen ihnen nicht von ihrer Seite. Nähert sich ein fremder Fisch, wird der Nachwuchs von Mutter oder Vater – oft mittels eines Picks – verteidigt und der Störenfried sucht das Weite.
Sobald sich alles eingespielt hat im Aquarium ist die Pflege nicht mehr so zeitintensiv. Die Fische müssen in der Regel 2-mal am Tag gefüttert werden. Das alkalische Wasser (GH 7-12° dh, KH 15-18° dh, pH 7,5-9,2, Leitfähigkeit 606-610 µS) wird 1-2 mal wöchentlich gewechselt. Mit einem gut funktionierenden Filter muss nur ca. 1/3 der Wassermenge ausgetauscht werden. Die Wassertemperatur beträgt 24-27° C und muss regelmässig kontrolliert werden. Mittels einer dimmbaren Lampe, ergänzt durch eine Zeitschaltuhr, wird Tag und Nacht simuliert.
Aus Platzgründen oder wegen Krankheiten musste sich Cihan immer mal wieder schweren Herzens von Fischen trennen. Am häufigsten treten Darmparasiten auf, hervorgerufen durch falsches Futter oder Stress. Ohne medikamentösen Einsatz ist es kaum möglich, die Fische zu retten, da sich die Parasiten auf die anderen Fische übertragen. Momentan ist Cihan aber dabei, den Bestand wieder etwas zu vergrössern. Bald schon werden 3 Aquarien mit ca. 4.5 Tonnen Wasser auf 15m2 stehen. Das hohe Gewicht ist mitunter ein Grund, weshalb die Fische im Untergeschoss angesiedelt sind. Die Böden der Altbauwohnung würden diesem Gewicht kaum standhalten.
Nachdem ich über eine Stunde den Ausführungen von Cihan gelauscht und dabei den Fischen zugschaut habe, kann ich die Faszination für die Buntbarsche nachvollziehen. Das Beobachten der Fische, wie sie förmlich schweben, spielerisch miteinander umgehen oder sich auf das Fischfutter stürzen, ist spannend und beruhigend zugleich. Die Sicht in die Aquarien erdet und entschleunigt. Ideal zum Entspannen nach einem intensiven (Arbeits-)Alltag.