Ein Zwischenraum hindurchzuschaun
Editorial und Bilder von Peter Jann
Vor zweieinhalb Jahren bin ich ins Gönhardquartier gezogen. Von Anfang an war ich an begeistert über die zahlreichen alten Gärten. Zu verdanken haben wir dieses Grün den Initianten der Gartenstadtarchitektur zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Damals wohl mehr dem Gedanken der Selbstversorgung und gesunden Ernährung entsprungen, denn schöngeistigen Überlegungen, wurde beim Bau ein Mindestmass an Gartenraum verordnet. Dieser Vorschrift hat aus dem Gönhard einen Stadtpark gemacht, den wir tagtäglich auf dem Weg zum Bahnhof, zur Arbeit oder einfach beim Abendspaziergang geniessen können
Zu einem richtigen Garten gehört auch ein Gartenzaun und wie im Gedicht von Christian Morgenstern, ein Zwischenraum um hindurchzuschaun. Genau diese
Zwischenräume – ich gebe es zu – haben es mir beim Spazieren durch das Gönhardquartier angetan. Ob Lattenzaun oder schmiedeisernes.Gitterwehr spielt keine Rolle. Zur Not tut es auch ein halbhohes Mauer- oder Betonwerk. Nur bei der dichten Tujahecke und ähnlichem Bollwerk tue ich mich schwer.
Wohlgepflegte Rosenbüsche und Rasenflächen, alte Obstbäume, lauschige Gartenbänklein oder gar Bienenkästen in farbenprächtigen Naturgärten kann man beim Blick zwischen den Latten hindurch erkennen. Gar nicht selten zwängt sich sogar das eine oder andere übermütige Pflänzlein durch die Lücke von drinnen dem Passanten entgegen und bringt zusätzlich Grün in die Quartierstrassen.
Aber auch gestandene Häuser mit langjähriger Vergangenheit, da und dort gelungene Beispiele moderner Architektur, die dichtes Bauen mit lebendiger Gartengestaltung vorbildlich verbinden, erschliessen sich dem Zaunschauer und Gönhard-Flaneur.
Ich geniesse es immer wieder,dass ich an diesen schönen Orten zwischen den Lücken teilhaben darf. Eine meiner Lieblingslücken wird von einem Zaun der besonderen Art umfasst, rot-schwarz gefärbt und massiv gebaut. Dahinter findet sich, die Fans des FC Aarau vermuten richtig, das Brügglifeld. Diese Lücke und das Dahinter werde ich dereinst vermissen, wenn der FC Aarau im neuen Stadion spielen wird. Bis dahin vergeht ja zum Glück noch etwas Zeit.
Tragen wir auch zukünftig Sorge zu diesen Lücken im Gönhard, sie tragen zum Charakters dieses Quartiers bei und ermöglichen zudem die eine oder andere unkomplizierte Begegnung mit den Nachbarn – zwischen oder über den Zaun hinweg.