Es kreucht, fleucht und gedeiht in Gönhards Gärten und Natur
Naht der Winter,
geh ich ins Haus,
mache ich dieTür zu:
Winter bleib draussen!
Zu ist die Tür.
Komme wer will:
Ich bin zu sprechen
erst im April.
Nicht nur «Die Schnecke im Winter» im Gedicht von Josef Guggenmoos (1922–2003), auch andere Tiere freuen sich, wenn die Temperaturen steigen und die Pflanzen zu spriessen beginnen. Nicht alles ist so spektakulär wie der Dachs in Nachbars Garten oder der Fuchs, der frühmorgens unerwartet vor der Türe sitzt. Die Vertreter der Insektenwelt und anderen Wirbellosen sind zwar kleiner, aber bei genauem Hinschauen nicht minder reizvoll. Rüebliraupe, Schwalbenschwanz und Kreuzspinne haben die meisten von uns schon einmal gesehen. Aber es kreucht und fleucht noch vieles mehr vor unserer Haustüre: der bullige Balkenschröter (Käfer), die Larven verschiedener Pflanzenwespen, die feingezeichnete Zwergzikade, die goldgelbe Mistfliege, die Rotbeinige Baumwanze, die elegante Heidelibelle, der Grosse Blaupfeil (Libelle) auf Beutefang oder die flinke, wie ein Zebra gestreifte Springspinne sind zu entdecken. Die Schnecken verdanken ihren schlechten Ruf als salatfressende Ungeheuer ein paar wenigen schwarzen Schafen. Die Mehrzahl von ihnen, ob mit oder ohne Häuschen, fühlt sich wohl im Laub, zwischen Steinen oder beim Totholz. Dazu gehören zum Beispiel, die nur ein paar Millimeter grossen Gasschnecken mit ihren zerbrechlichen Häuschen oder die Windelschnecken.
Damit sich all die Krabbel- und Kriechtiere bei uns wohlfühlen benötigen sie nicht viel. Oft genügt ein wenig geplante Unordnung mit Ast- und Steinhaufen, etwas liegengelassenes Laub oder ein Stück Trockenmauer. Zusammen bilden sie ein Mosaik an verschiedenen Lebensräumen, das vielen Tieren Unterschlupf bietet. Wird dann noch die eine oder andere Futterpflanze gezielt angesiedelt, ist das Insektenparadies perfekt.
Für Kinder bietet ein solcher Garten ganzjährig Möglichkeiten für Beobachtungen, für Erwachsene die Gelegenheit – so wie es die Schnecke macht – alles etwas langsamer anzugehen. In diesem Sinne wünsche ich viel Freude im Garten oder im Wald des Gönhardquartiers.
PS: Zugegeben, nicht immer stösst das menschliche Wohlwollen auf tierisches Verständnis. So habe ich mich vor einigen Jahren von dem wunderbar gefärbten Lilienhähnchen um den Finger wickeln lassen. Aus den Eiern schlüpften zahlreiche Larven und diese gefrässig wie sie waren, eliminierten den ganzen Bestand an Feuerlilien. Fazit: Natur ja, aber Finger weg von den Lilienhähnchen!
Titelbild: Larven von Pflanzenwespen in gemeinsamer Abwehrhaltung, Bild: Peter Jann