Natur- und andere Töne im Gönhard
An (Natur-)Tönen mangelt es im Gönhard gewiss nicht. Dank Gärten und dem nahen Wald fühlt sich so allerlei Getier wohl bei uns und bringt das auch lautstark zum Ausdruck. Vom melodiösen Frühlingsgesang der Amsel bis hin zum leisen, aber schlafraubenden Summen der Stechmücke.
Wenn nach nasskaltem Winter das zarte Grün aus den Knospen treibt, die wärmenden Sonnenstrahlen einen nach draussen locken und die ersten Hummeln ihre Kreise ziehen, erstaunt es nicht, dass auch die Vogelwelt mit fröhlichem Gesang ihre Freude zeigt. Aber hinter der scheinbaren Leichtigkeit steckt im wahrsten Sinne des Wortes eine Menge Energie. Nicht die Lebensfreude allein motiviert die männlichen Tiere zu ihren gesanglichen Höchstleistungen, sondern vielmehr das Buhlen um das andere Geschlecht und das Abstecken des eigenen Territoriums. Je lauter, je ausdauernder oder je vielfältiger das Gesangsrepertoire, desto attraktiver die Sänger für die Damen. Dabei müssen die Vögel nicht nur gegen Rivalen ansingen, sondern auch gegen Autolärm oder das Brummen der Wärmepumpen. So singen gemäss Studien Arten mit eher leisem Gesang wie das Rotbrüstli im städtischen Umfeld am Morgen früher als die Kollegen auf dem Land. Kunstlicht hat eine ähnliche Wirkung.
Für Töne der anderen Art ist Folium ceraula (vulgo Laubbläser) verantwortlich. Früher, wie das Röhren des Hirsches, nur im Herbst zu vernehmen, treibt er heute ganzjährig sein Unwesen. Schnee, Rasenschnitt, Staub, Blätter, ob trocken oder nass und festgeklebt am Boden, alles weicht dem Gebläse. Mit bis zu 115 Dezibel Lautstärke übertönt er locker auch den Zaunkönig, der mit 90 Dezibel 500 Meter weit zu hören ist.
Üben wir uns in solchen Fällen einfach mit einem abgewandelten Spruch von Cato dem Älteren «Ceterum censeo Folium ceraula esse delendam» in Gelassenheit und geniessen dazwischen das wohltönende Vogelkonzert.