Selbst ist der Bauherr
Andreas Ott (AO): Sina und Sam (S&S), erzählt doch mal ein bisschen von euch. Wer seid ihr und was macht ihr beruflich?
S&S: Ich (Sina) bin Logopädin und ich (Sam) habe ursprünglich Bauingenieur gelernt, allerdings arbeite ich schon seit Jahren in der Energiebranche als Entwickler. Wir haben zwei 10-jährige Kinder, die damals, als wir mit dem Umbau angefangen haben, vier Jahre alt waren.
AO: Warum habt ihr euer Haus selbst umgebaut?
S&S: Hauptsächlich aus finanziellen Gründen. Der Hauskauf war für uns eine finanzielle Herausforderung. Den Umbau machen lassen, hätten wir uns nicht leisten können. Zusätzlich wurde die Eigenleistung von der Bank als Wertsteigerung angerechnet, was uns zu Gute kam. Ebenfalls wollten wir bei neuen Elementen wie z.B. der Küche keine Kompromisse eingehen. Dafür konnten wir Elektro, Böden,
Maler- und Abrissarbeiten selber übernehmen und uns so die «Traum-Küche» vom Profi überhaupt leisten.
AO: Wie habt ihr euch organisiert?
S&S: Es war eine Herausforderung. Wir haben meistens abends gearbeitet, wenn die Kinder im Bett waren, oft bis Mitternacht. Am Wochenende hat dann immer einer von uns auf die Kinder aufgepasst, während der andere im Haus weitergearbeitet hat. Eine richtige Pause haben wir uns selten gegönnt. Ich erinnere mich an viele Abende, an denen jemand von uns nach einem langen Arbeitstag nach Hause kam, schnell etwas gegessen hat und dann gleich weiter im Haus gearbeitet hat.
AO: Gab es auch Rückschläge oder Momente, in denen ihr gezweifelt habt?
S&S: Klar, es war ein Auf- und Ab. Viele Dinge haben wir zum ersten Mal gemacht. Da ging natürlich auch mal was schief. Aber es war toll zu sehen, was alles aus eigener Kraft möglich ist.
AO: Ihr habt also viel dazugelernt?
S&S: Ja, definitiv. Die meisten Arbeiten haben wir zum ersten Mal gemacht, aber wir hatten Unterstützung, sei es von Freunden oder gelegentlich von Profis, die uns beratend zur Seite standen. Man wächst mit den Aufgaben, auch wenn es manchmal frustrierend ist. Obwohl die Umbauzeit wahnsinnig anstrengend war, ist es eine bereichernde Erfahrung. Auch ist die Wertschätzung eine ganz andere, wenn man wirklich weiss, wieviel Arbeit in den Dingen steckt.
AO: Was würdet ihr anderen raten, die etwas Ähnliches vorhaben?
S&S: Nicht alles bis ins Detail vorplanen — gut überlegen, welche Räume wichtig sind und priorisieren. Zum Bespiel die Küche als Lebensmittelpunkt: dort investieren und vielleicht im Gegenzug im Badezimmer die Plättli nur streichen. Wir hatten anfangs viele Ideen, wie wir das Haus gestalten wollten. Aber während des Bauens und später beim Einziehen haben wir gemerkt, dass sich unsere Bedürfnisse
änderten. Manchmal ist es wirklich besser, erst im Haus zu leben und zu spüren, was wo Sinn macht. Unser Rat: Geht es ruhig an, und lasst euch Zeit, zu verstehen, wie ihr euer Daheim nutzen wollt.