Tierische Durchzügler und Dauergäste
Auch Tiere kommen, gehen oder bleiben. So sind die «Spieren» von etwa Mai bis Ende August regelmässige Gäste, die bei uns ihre Jungen aufziehen bevor sie wieder mehrere tausend Kilometer in den Süden ziehen.
Eher überraschend ist, dass es auch bei den Schmetterlingen solche Wanderungen gibt. So sind die im Frühjahr in unseren Gärten anzutreffenden Admirale in der Regel von Süden her zu uns gekommen. Mit der Klimaerwärmung gibt es aber zunehmend Tiere, die bei uns überwintern. Auch der Distelfalter legt auf seinem Weg vom Süden beachtliche Distanzen zurück. Im Gegensatz zu den Mauerseglern (Spieren), die bis über 20 Jahre alt werden können, reicht ein Falterleben mit ein paar wenigen Wochen nicht aus, um diese langen Reisen zu unternehmen. Sie übergeben den Reisestab ihren Nachkommen.
Die Rhododendron Zikade und die Marmorierte Baumwanze gehören zu denjenigen Arten, die sich in unseren Gärten und dem wärmeren Temperaturen wohlfühlen. Erstere stammt ursprünglich aus Nordamerika und ist in den 30er Jahren als Blinder Passagier zusammen mit den Rhododendren zu uns gekommen. Die „Asiatische Stinkwanze“ hingegen, wie letztere auch genannt wird, wurde 2004 erstmals in der Schweiz beobachtet. Der Name ist zutreffend. Lästig wird es vor allem im Herbst und Winter, wenn die Wanzen die Wärme unserer Wohnungen suchen.
Flugverrückte Teilzeitsingles – die Spieren
Wenn die Mauersegler oder Spieren aus ihren Überwinterungsgebieten im südlichen Afrika nach einem 10‘000 km langen Flug bei uns eintreffen, beginnt in Aarau der Sommer. Jeweils ab Mai können wir das schrille „Sriie, sriie“ am Himmel hören. In grossen Gruppen treffen sich die Spiren jeweils zu „Screaming parties“ (Zitat aus Bruno Zeller, 2017).
Die Segler verbringen praktisch ihr gesamtes Leben in der Luft und übernachten fliegend in der Höhe. Landen sie einmal aus Versehen trotzdem am Boden, so haben sie Mühe mit ihren kurzen Beinchen wieder zu starten. In Aarau gibt es zahlreiche Brutpaare. Ursprünglich Felsenbrüter nehmen sie im städtischen Gebiet Mauerlöcher oder Hohlräume unter Dachziegeln als Brutplatz in Beschlag. Leider verschwinden solche Nischen mit dem Abriss alter Häuser zunehmend. Es ist darum wichtig mit geeigneten Schlupfkästen Ersatz zu bieten.
Die Segler kommen jedes Jahr ans gleiche Nest zurück und treffen dort auch ihren „Ortsehepartner“. Für die Jungenaufzucht jagen die Elternpaare pro Tag rund 20‘000 Insekten. Das entspricht etwa dem Gewicht einer halben Tafel Schokolade (Bruno Zeller, 2017). Gut gefüttert sind die Jungvögel nach 40-50 Tagen flügge. Gegen Ende August geht’s dann wieder Richtung Süden; nicht gemeinsam, sondern jeder für sich bis zum nächsten Treffe in Aarau.
Weitere Informationen
- Bruno Zeller, 2017, Aarauer Neujahrsblätter
- https://www.vogelwarte.ch/de/voegel/voegel-der-schweiz/mauersegler
- https://www.avi-fauna.info/segler/segler-familie/mauersegler/
Reisefreudige Gaukler – Admiral und Distelfalter
Nicht nur Vögel, auch Schmetterlingsarten wie der Admiral und Distelfalter reisen vom Norden in Süden und zurück.
Der Admiral ist ein Wanderfalter, der jeden Frühling von Süden her Mittel- und Nordeuropa besiedelt. Im Herbst fliegen die Nachkommen dieser Einwanderer zurück in den Süden. Dabei sind unsere Gärten mit (Efeu-) Blüten oder der Saft von Früchten wichtige Energietankstellen. Dank der Klimaerwärmung findet man den Falter auch ganzjährig an, wenn auch nur in geringer Zahl. Der Distelfalter zieht ebenfalls in den Süden und überwintert in Nordafrika. Gegen Frühling machen sich die Falter mit den steigenden Temperaturen auf den Weg Richtung Norden, um den für die Raupen gefährlichen Sandwespen zu entfliehen.
Die Reisen von Admiral und Distelfalter dauern mehrere Monate und sind so anstrengend, dass sie nicht während eines Falterlebens zu schaffen sind. Unterwegs paaren sich die Schmetterlinge und übergeben den Reisestab an ihre Nachkommen, die dann schliesslich in mehreren Generationen ihr Reiseziel im Norden oder Süden erreichen.
Alteingesessen und prächtig gefärbt – die Rhododendron-Zikade
Viele Häuser im Gönhard entstanden in den 20er- und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Ähnlich die Architektur, ähnlich auch die Bepflanzung der Gärten. Beliebt in dieser Zeit die ab April wunderschön blühenden Rhododendren. Sie stammen ursprünglich aus Nordamerika. Als Trittbrettfahrer oder blinder Passagier kam so auch Graphocephala fennahi oder zu deutsch „Rhododendron Zikade“ in unsere Gärten. Entdeckt habe ich das prächtig gefärbte Insekt während einer Fotopirsch im Garten. Beim Recherchieren habe ich dann herausgefunden, dass ich einen Schädling entdeckt habe. Nun war klar, wer für die im Frühjahr abgestorbenen Rhododendron-Blütenknospen verantwortlich war. Im Sinne von „Kleider machen Leute“ sollte man sich auch bei den Insekten nicht vom Oberflächlichen / Erscheinungsbild täuschen lassen. Zumal mich diese Geschichte doch sehr an meine fatale Erfahrung mit dem ebenfalls wunderschönen Lilienhähnchen erinnerte (https://www.goenhard.ch/es-kreucht-fleucht-und-gedeiht-in-goenhards-gaerten-und-natur/).
Ebenfalls eingewandert, unauffällig und seit langem in unseren Gärten heimisch: die Grüne Reiswanze.
Aufdringlich und mit Körpergeruch – die Marmorierte Baumwanze
Die erst seit wenigen Jahren in unseren Gärten anzutreffende Marmorierte Baumwanze mit dem Übernamen „Asiatische Stinkwanze“ stösst bei uns Menschen nicht überraschend auf wenig Gegenliebe. Der Name ist mehr als zutreffend: Fühlt sich die Wanze gestört, stösst sie ein stinkendes Sekret aus das man kaum mehr loswird. Das ginge noch, wenn sich die Wanze auf den Garten beschränken würde. Aber nein, das Tierchen geniesst auch die Wärme unserer Wohnungen. Das kann so weit gehen, dass es sich in der Waschmaschine gemütlich macht. Mit entsprechenden geruchlichen Folgen für die Wäsche. So vor wenigen Jahren geschehen bei Susanne Marclay.
Die aus Ostasien stammende Wanze wurde erstmals 2004 (!) im Zürcher Seefeld beobachtet. Natürliche Feinde gibt es bei uns nicht und so vermehrt sich die Population fast ungehindert. Hoffnung ist im Moment eine Schlupfwespe, die die Verbreitung der Marmorierten Baumwanze eindämmen könnte. Mein Tipp: findet man die Tiere im der Wohnung, setzt man sie ein abschliessbares Gefäss, das man in den Tiefkühler gibt.
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