Vom (tierischen) Fressen und Gefressenwerden
Ausgehend von der aus England kommenden Gartenstadtbewegung dienten die Gärten anfangs des 20. Jahrhunderts auch in Aarau neben der Erholung vor allem dem Anpflanzen von Gemüse und damit der Selbstversorgung mit gesunden Nahrungsmitteln. Davon zeugen noch heute im jüngeren Quartierteil die Aufteilung in Vorgarten und grosser Grünfläche hinter dem Haus, wo emsig Gemüse angepflanzt wurde. Heute dienen die Freiflächen mehr der Erholung und dem gemütlichen Beisammensein, statt Kohl gezogen wird Fleisch gegrillt und Bier getrunken.
Die veganen Gartengäste aus der Tierwelt bringen uns Menschen meist nur wenig Freude: Schnecken (nicht alle) fressen Salat und Setzlinge. Die Larven von Käfer, Zünsler und Co weiden sich an den Blättern von Blumen, Sträuchern und Bäumen. Gerade diese gierigen Gäste sind glücklicherweise Teil der Menukarte von Vögeln, z.B. der Kohlmeise. Ein Pärchen vertilgt rund 35-75 kg Insekten pro Jahr. Der Igel erfreut sich zusätzlich an Würmern, Käfern und Schnecken. Ein nachtaktiver Schneckenjäger ist der carnivore Tigerschnegel, ihn sollte man bei der Salatkontrolle darum verschonen.
Unter den Carnivoren im Gönhard machen vor allem die Katzen auf sich aufmerksam. So nett sie auch auf dem Schosse sind: Sie folgen sie nicht den aktuellen Trends zur klimafreundlichen veganen Esskultur, sondern geniessen vor allem im Frühjahr die einheimische Vogelwelt. Gemäss Antwort auf eine parlamentarische Anfrage 2021 aus dem Nationalrat werden jährlich 30 Mio. Vögel durch Katzen erlegt. Umgerechnet für Aarau wären das rund 76‘000 Tiere. Das Umgewöhnen auf vegan oder auf Schneckenkost ist vermutlich wenig erfolgsversprechend. Darum: «im Minimum ein Glöggli drum» und Mitmachen bei der Aktion „Mein Katzenspieltag“.
Die gefiederten Nützlinge hören sehr gut und wären so besser gewarnt.
Zusammengefasst herrscht in Gönhards Gärten das Gesetz vom Fressen und Gefressen werden. An der Spitze der Nahrungskette das Duo Mensch und Katze, darunter ein dichtes ökologisches Netz aus zahlreichen Tierarten mit ganz verschiedenen Essgewohnheiten. Ein Gartenblick durch die kulinarische Brille kann also ganz neue Einblicke und Einsichten bringen.